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In den letzten drei Monaten häufen sich beunruhigende Nachrichten über Brände in Recyclinganlagen in ganz Deutschland. Diese Vorfälle gefährden nicht nur die Gesundheit und Sicherheit der Mitarbeitenden und Anwohner, sondern verursachen auch erhebliche wirtschaftliche Schäden und beeinträchtigen die wichtige Arbeit der Kreislaufwirtschaft.

Allein in den letzten Wochen gab es diverse Großschäden. So kam es beispielsweise in Löhne zu einem größeren Brand in einer Verwertungsanlage für Batterien. Die Feuerwehr war stundenlang im Einsatz, um die Flammen zu löschen. Ein weiterer Vorfall ereignete sich in Elsenfeld, wo in einem Betrieb für die Aufbereitung von Baumischabfällen ein Feuer ausbrach. Die Aufzählung lässt sich lange weiterführen: Augsburg, Bernburg, Delitzsch, Eitting, Forchheim, Nützen, Quarzbichl, Wiefels,…

Diese Brände sind keine Einzelfälle. Experten warnen seit längerem vor den steigenden Brandgefahren in der Recyclingbranche. Eine Hauptursache sind falsch entsorgte Lithium-Ionen-Akkus. Diese finden sich in immer mehr Elektrogeräten wie Smartphones, Laptops, E-Bikes und Werkzeugen. Werden diese Akkus beschädigt, beispielsweise in Pressen oder durch Stapeldruck bei der Lagerung im Haufwerk, können sie sich selbst entzünden und explosionsartige Brände verursachen, die schwer zu löschen sind.

Ein weiteres Problem stellt die unsachgemäße Entsorgung von Gasflaschen dar, wie kürzlich im Müllheizkraftwerk Neustadt in Holstein geschehen. Dort führten vermutlich im Restmüll entsorgte Gasflaschen zu einer Explosion. Solche Vorfälle verdeutlichen auf dramatische Weise die potenziellen Gefahren, die von falsch entsorgten Abfällen ausgehen.

Aber auch technische Probleme können eine Brandentstehung verursachen. Beim Schadenereignis in Nützen beispielsweise soll eine festgelaufene Umlenkrolle einer Förderschnecke überhitzt und sich in der Folge entzündet haben. Wäre ein solcher Brand in ​einem klassischen Industriebetrieb eher ein räumlich begrenztes Ereignis, so führt es bei Entsorgungsbetrieben schnell zu einem Großschaden. Die Art der vorhandenen Fraktionen, die insgesamt vorhandene Brandlast, kombiniert mit den prozessbedingten Stäuben führen zu einer schnellen Brandausbreitung.

Als Spezialversicherer für Entsorgungsbetriebe hat die Hübener Versicherung einen guten Überblick über die Entwicklung von Brandereignissen. Nach einem schadenreichen Jahr 2022, waren Frequenz und Schadenhöhen in 2023 und 2024 tendenziell rückläufig. Im ersten Quartal 2025 ist eine Zunahme zu beobachten. Doch trotz der Hübener vorliegenden Unterlagen reichen die Zahlen nicht für verlässliche statistische Aussagen zu Ursachen. Es bleibt spekulativ, definitive Gründe für die Zunahme von Bränden in Recyclingbetrieben zu nennen. Ausgehend von immer mehr im Umlauf befindlichen Batterien kommt es naturgemäß zu vermehrten Fehlwürfen. Zudem lassen sich plausible Hypothesen aufstellen, die mit der wirtschaftlichen Situation der Betriebe und dem Fachkräftemangel in Verbindung stehen könnten. Beides könnte sich verstärkend auf die Brandgefahr auswirken. In wirtschaftlich angespannten Zeiten investieren Entsorgungsbetriebe möglicherweise weniger in Präventionsmaßnahmen und moderne Sicherheitstechnik. Auch bei Wartung und Instandhaltung könnte es zu Einsparungen kommen, die sich in geringerer Verlässlichkeit der Anlagen und Systeme widerspiegelt. Ein Mangel an qualifiziertem Personal (Kostenzwänge und / oder Fachkräftemangel) könnte wiederum die Sorgfalt bei der Sortierung und Überwachung der angelieferten Materialien beeinträchtigen. Weniger geschulte oder überlastete Mitarbeitende könnten gefährliche Stoffe möglicherweise seltener oder später erkennen, was das Risiko von Bränden erhöht.

Nicht unberücksichtigt bleiben sollte das Klima. Trockenheit stellt in einem Recycling-Betrieb ein erhebliches Brandrisiko dar, da sie die Feuchtigkeit in gelagerten Materialien wie Papier, Karton, Holz oder Kunststoff stark reduziert. Dadurch sinkt die Zündtemperatur dieser Stoffe, während gleichzeitig schon geringe Wärmequellen, wie Funken von Maschinen oder chemische Reaktionen, eine Selbstentzündung auslösen können. Zusätzlich kann sich ein entstehender Brand unter trockenen Bedingungen viel schneller und unkontrollierter ausbreiten, da das trockene Material wie ein Brandbeschleuniger wirkt. Besonders in offenen Lagerbereichen ohne ausreichenden Schutz verstärken trockene Winde diesen Effekt und erschweren gleichzeitig die Brandbekämpfung.

Die Recyclingbranche selbst unternimmt bereits Anstrengungen, um die Brandgefahren zu minimieren. Viele Betriebe investieren in modernste Brandschutztechnik wie automatische Brandmelde- und Löschanlagen. Die jüngsten Brandfälle in Deutschland unterstreichen die Dringlichkeit dieses Problems.

Die Häufung von Bränden in Recycling- und Entsorgungsbetrieben betrifft auch die Versicherungsbranche. Auch 2025 sehen sich – Stand jetzt – die Versicherer mit einem steigenden Schadenaufwand konfrontiert. Viele Versicherer ziehen sich aufgrund der seit einigen Jahren bestehenden Situation aus diesem Segment zurück oder bieten Policen nur zu deutlich verschlechterten Konditionen an. So haben die hohen Schadenzahlungen in den letzten Jahren flächendeckend zu einem erheblichen Anstieg der Versicherungsprämien, also einem höheren Aufwand für die Recycling-Unternehmen, geführt. Dies stellt die Betriebe vor erhebliche Herausforderungen, da ein umfassender Versicherungsschutz essenziell für ihre wirtschaftliche Stabilität ist. Für einzelne Betriebe ist es schlicht nicht mehr möglich, Versicherungsschutz für Feuerschäden zu erhalten.

In diesem schwierigen Umfeld hebt sich die Hübener Versicherungs AG als einer der wenigen Anbieter hervor, der der Entsorgungswirtschaft kontinuierlich Versicherungsschutz bietet. „Wir stehen seit vielen Jahren verlässlich an der Seite der Entsorgungswirtschaft und bieten maßgeschneiderte Versicherungslösungen an“, betont Dietmar Linde, Vorstand Betrieb der Hübener Versicherung. „Wir verstehen die spezifischen Risiken dieser Branche und sind bestrebt, auch weiterhin einen stabilen Versicherungsschutz zu gewährleisten, der den besonderen Anforderungen gerecht wird.“ Diese langjährige Partnerschaft und das Engagement der Hübener Versicherung sind für viele Entsorgungsbetriebe ein wichtiger Anker in einem harten Versicherungsmarkt. Damit es so bleibt sind weitere Anstrengungen der Recyclingbetriebe erforderlich. Für Entsorgungsunternehmen ist beispielsweise die Einhaltung der vertraglichen Obliegenheiten von zentraler Bedeutung. Im Vertragswerk eines Spezialversicherers reflektieren diese die besondere Risikosituation in Recyclingbetrieben. Die Anforderungen des Versicherers lassen sich in der Regel durch geeignete organisatorische Maßnahmen erfüllen, die – obwohl mit gewissen Kosten verbunden – im Vergleich zu Investitionen in baulichen oder technischen Brandschutz meist moderat ausfallen. Auch wenn die konkreten Ursachen für Brände häufig nicht eindeutig festgestellt werden können, hat die Erfahrung der letzten Jahre gezeigt, dass gezielte organisatorische Vorkehrungen einen erheblichen Beitrag zur Begrenzung der Brandausbreitung leisten. Dadurch wird nicht nur das Risiko für Mensch und Umwelt reduziert, sondern auch der potenzielle Schadenaufwand deutlich minimiert.